Das „geklaute“ Schnitzel

Weil es mir von allein nicht mehr möglich ist, von der Wohnanlage des ASB in Neue Mühle nach Königs Wusterhausen zu gelangen und ich eine wichtige Angelegenheit in der Sparkasse zu erledigen hatte, haben mich mein Sohn und meine Schwiegertochter am 7. Dezember 2004 mit dem PKW dorthin gefahren.

Als Dank lud ich beide zu einem Abendessen in ein Königs Wusterhausener Steakhaus ein.
Dort bestellten wir in gemütlicher Atmosphäre unsere Essen. An diesem Abend hatte ich mir ein mit Schinken und Käse gefülltes Schnitzel mit der Bezeichnung „Cordon bleu“ ausgewählt. Weil ich nicht mehr so große Portionen essen kann und außerdem gern für den nächsten Tag auch noch ein schönes Mittagessen haben wollte, nahm ich mir von vornherein vor, mir das Fleisch einpacken zu lassen. Das mache ich öfter – meine Kinder grinsen schon immer (darüber), wenn wir gemeinsam essen gehen.
Vorweg probierte ich aber in diesem Falle mit dem Messer noch aus, ob das Schnitzel weich genug gebraten war.

Ich habe dann also nur die Beilage mit den Kartoffeln gegessen. Als wir fertig waren, fragte ich die Bedienung, ob ich mein Schnitzel und die übrige Soße mit nach Hause nehmen kann, und bekam auch eine freundliche Zusage. Weil ich etwas schwer höre, ließ ich meinen Sohn für mich bezahlen. Er tat das dann auch und gab noch 1,80 Euro Trinkgeld dazu.

Anschließend fragte mein Sohn nach dem verpackten Schnitzel. Da sagte die junge Kellnerin ganz verlegen, dass ein anderer Gast, dem man auch Essen verpackt habe, es wohl inzwischen versehentlich vom Tresen mitgenommen hätte. Sie sagte, daß es ihr sehr leid tut, bot mir aber auch keinen Ersatz für mein Essen an. Ich war in diesem Augenblick darüber sehr verärgert und muss wohl herausgeplatzt haben: „So etwas habe ich in Königs Wusterhausen noch nicht erlebt - mich werden Sie hier nicht wiedersehen!“.

Nun hatte ich also am nächsten Tag nichts zum Mittag. Da mir die Sache so gar keine Ruhe ließ, habe ich dann ein paar Tage später in der Gaststätte angerufen und gefragt, ob der „Schnitzeldieb“ das Paket inzwischen schon zurück gebracht hat. Das Küchenpersonal verneinte und rief den Chef ans Telefon, der mir sofort versprach, beim nächsten Besuch als Wiedergutmachung ein anderes Schnitzel zu servieren. Ich dankte mit der ironischen Bemerkung, dass ich nun ja darauf verzichten könne, einen Detektiv zu bemühen.
Für mich war dies ein erst ärgerliches Erlebnis, das ich aber inzwischen ganz vergnüglich rückbetrachte. Ich würde aber gar zu gern erfahren, was für ein Gesicht der „Fleischräuber“ gemacht hat, als er das Päckchen mit dem angebissenen Cordon bleu öffnete.
Und nun freue ich mich auf die Wiedergutmachung – sie werden mich dort also doch bald wiedersehen!

Lydia Radestock, im Dezember 2004

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