„Essen auf Rädern“

Jeden Mittwoch pünktlich um 11.00 Uhr fährt mit lautem „tatüdelda - tatüdelda“ Frank Wilke`s Lebensmittel-Frischdienstauto auf den Hof unserer Seniorenwohnanlage. Schon von weitem ist dieser uns inzwischen schon wohlbekannte Ton zu hören.

Lange vorher versammeln sich die kauflustigen Anwohner und sitzen wartend auf der Bank im Hof. Denn: Es geht ja nicht nur um den wöchentliche Einkauf! Bei dieser Gelegenheit wird miteinander so manches Wort gewechselt, werden Neuigkeiten ausgetauscht ... und wenn einfach mit dem Nachbarn nur mal so über das Wetter diskutiert wird. Irgendeinen Gesprächstoff gibt es schließlich immer beim Einkauf am Auto von Frank Wilke!

Der Verkäufer ist ein freundlicher Mann in den besten Jahren, der immer ein aufmunterndes Wort für jeden seiner Kunden hat. Bei ihm sind fast alle Lebensmitteln zu haben. Seine Ware ist immer frisch, egal, ob es Gemüse, Obst, Wurst, Fleisch, Brötchen oder Kuchen ist. Mir hat es übrigens sein Quarkkuchen angetan. So ein Stück teile ich mir ein, damit es einige Tage, vielleicht sogar bis zum Sonntag reicht.
Auch Bestellungen für die andere Woche nimmt der „Frischdienstmeister“ an, und bringt uns immer günstig, was beim Großhandel irgendwie aufzutreiben ist. Denn er weiß, dass wir alle nicht mehr so ohne weiteres den Weg bis zur nächsten Einkaufsstelle schaffen können.
Seine Theke ist zwar für kleinere Leute etwas hoch, aber man reicht ihm dann eben die Tasche zu, und er packt die gekaufte Ware ein. Mit dem Geld geht es genauso - die Brieftasche wird hinterher gereicht, denn wir vertrauen uns längst gegenseitig.
Wenn einer mal gesundheitlich nicht so kann, dann bringt er die Ware bis zum Fahrstuhl oder direkt bis in die Wohnung.
Nur wenn es regnet, kann man natürlich auch mal nass werden beim Gang zum Lebensmittel-Auto - aber es gibt ja Schirme, und man kann notfalls auch bei dem vom Nachbarn mit „unterkriechen“.

Verstehen Sie jetzt, dass wir alle uns schon auf die nächste Woche freuen, wenn das „tatüdelda - tatüdelda“ wieder „Essen auf Rädern“ verheißt?

Lydia Radestock, im Juni 2004