Geburtstagsfahrt nach Eisenhüttenstadt

Anlässlich meines 81. Geburtstages schenkten mir Sohn Klaus, Schwiegertochter Beate und Enkel Hans eine „Sonderfahrt nach Eisenhüttenstadt“.

Diese Stadt, in der ich vom 17. Juli 1957 bis 30. Juli 2003 (also über 45 Jahre) lebte, war mir nach Praskowitz und Halle zu meiner dritten Heimat geworden. Meine beiden Kinder Klaus und Petra erlebten dort eine schöne Kinder- und Jugendzeit. Es waren bewegte Jahre, mit Freud und Leid ... Leider verstarb mein Mann dann schon 1968 im Alter von 43 Jahren, und ich blieb mit meinen Kindern allein.

Obwohl ich inzwischen in Neue Mühle in der Wohnsiedlung des Arbeiter-Samariterbundes ein Umfeld mit netten Menschen gefunden habe, denke ich doch ab und zu auch gern an liebe Bekannte in Eisenhüttenstadt und das eigenartige „Flair“ dieser einst als „erste sozialistische Stadt“ gefeierten Kommune und ihre schöne Umgebung zurück. Ich bin jetzt schon wieder fast 2 Jahre von dort weg und wollte die vertrauten Orte doch gern einmal wiedersehen.

Am 4. Juni war es dann soweit: Nach dem Frühstück begann gegen 10.30 Uhr vom Forsthaus Frauensee aus, in dem ich meinen Geburtstag im Kreise der Familie gefeiert hatte, die PKW-Fahrt nach Eisenhüttenstadt. Mein Enkel Hans saß am Steuer.

Nun ging es durch die bekannten Straßen und Orte, welche ich in den vergangenen drei Jahrzehnten oftmals zwischen Eisenhüttenstadt und der Försterei hin und zurück gependelt war - immer in Richtung Osten. Unterwegs machten wir uns auf markante Stätten aufmerksam: Storkow mit seinen Storchenmasten, Beeskow mit seiner riesigen Kirche, die Schlaubetal-Passage am Treppelsee mit „Himmel“ und „Hölle“, markante Gaststätten, in denen wir einst eingekehrt waren ... Viel zu schnell langten wir in Eisenhüttenstadt an.

Während meine Kinder in einem großen Einkaufszentrum noch ein paar Besorgungen machen wollten, verbrachte ich zunächst zwei anregende Stunden bei meiner einer guten Bekannten Christa Just. Wir tauschten Neuigkeiten aus, und dann wurde vor der Haustür ein Erinnerungsfoto gemacht. Dann ging es zur Milchbar: Eis essen war angesagt.
Anschließend liefen und fuhren wir einige bekannte Straßen und Plätze ab, und ich schaute zu Fenstern hoch, hinter denen ich viele Jahre gelebt hatte.

Auf der anschließenden Wanderung zu den „Goldfischteichen“, einer schön gestalteten Grünanlage im Westen der Stadt, wies mich Enkel Hans gründlich in meine neue Digitalkamera ein. Ich probte dann auch eifrig und machte wohl an die 100 Fotos sowie 3 Kurzfilme von meiner Familie, der Landschaft, Tieren und Pflanzen ... – schon voller Vorfreude auf die anschließende Bearbeitung am Computer.

Zum Abschluss ging es noch zu einem kleinen klaren Wald-See in Stadtnähe, der vollgelaufenen ehemaligen Braunkohlen-grube „Puck“, wohin wir früher oft zum Schwimmen fuhren. Dort wollte Hans baden und fand auch eine Stelle, an der man sich mit einem hoch oben an einer Birke befestigten Strick in das Wasser hinabschwingen konnte – „Tarzan-Ruf“ inbegriffen. Das war wohl das spannendste Erlebnis dieses Tages.
Auf der Rückfahrt sind wir in Prieros dann noch in einer Gaststätte zum Abendessen eingekehrt. Für den Besuch des dortigen Schützenfestes reicht jedoch die Zeit nicht mehr.

Zurück im Forsthaus: Gleich wurde meine neue Kamera erstmals an einen Computer angeschlossen. Voller Spannung konnten wir nun den schönen Tag nochmals erleben, indem wir uns die vielen Fotos und auch die kleinen Videos anschauten. Es wurde viel gelacht, denn natürlich war manches missglückt: Zeigefinger vor der Linse, Käfer beim Schnappschuss schon weggekrabbelt ... Ganz zum Schluss spielten wir noch gemeinsam einige Runden Rommee.

Es war wieder einmal eine angenehme Ausflugs-Fahrt für mich - ich danke meiner Familie für diesen schönen Tag!


Lydia Radestock, im Juni 2005

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