Hans` Maus

Eines Morgens klingelte bei mir das Telefon.
Mein Enkel Hans war dran: „Oma, weißt Du, womit man am besten Mäuse fängt? Welche Käsesorte sollte man kaufen, um das Tierchen zu erwischen?“

Es stellte sich heraus, dass er in seiner Berliner Wohnung zum ersten Mal eine Maus entdeckt hatte, die ihn jedoch so niedlich anguckte, dass er sie nicht töten wollte. Stellte er aber eine Bügelfalle auf, dann musste sie doch sterben. Eine Lebendfalle im Geschäft zu kaufen, diese Ausgabe war ihm jedoch zu teuer.

Mittels eines hohen Glases baute er sich dann selbst eine Falle und tat auf meinem Rat hin Harzer Käse hinein. Nach einigen Tagen war jedoch die Maus noch immer nicht hineingetappt. Nun wollte Hans aber zu seiner Freundin Angelika fahren und befürchtete, dass die Maus dann irgend welche wichtige Sachen - Elektro- oder Computerkabel - anknabbern könnte.

Kurz vor der Abfahrt gelang es ihm dann, den kleinen Nager mit Käse in das Bad zu locken, wo er ihn in der Badewanne ganz behutsam fangen konnte.
Nun setzte er das Tier in ein Einweckglas mit Löchern im Deckel, damit es unterwegs auch genügend Luft bekam, und nahm es zu seiner Freundin mit.
Die Freundin hat jedoch eine Katze - da wird sich die Maus wohl nicht einquartieren wollen!
Gemeinsam setzten sie das kleine Tier deshalb an einem frostfreien Tag in einem Berliner Park aus.

Hans ist im Forsthaus Frauensee mit vielen Haustieren aufgewachsen; er hat sein ganzes junges Leben mit Kaninchen, Meerschweinen, Degus und Goldhamstern verbracht - zwei Jahre lang hielt die Försterfamilie sogar einmal ein Wildschwein - und ist deshalb Tierfreund durch und durch. Auch mit wilden Mäusen in seinem Jugendzimmer hat er reichliche Erfahrung. Einmal fand er sogar hinter seinem Bett ein Nest mit einer ganzen Mäusefamilie.

Aber eine Berliner Maus ist eben doch etwas Besonders.

Lydia Radestock, im Januar 2003

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