Osterglocken und Frauenrechte

Der internationale Frauentag (International Women´s Day oder Weltfrauentag) wird von verschiedenen Frauenorganisationen weltweit am 8. März begangen.

Dieser Tag ist wichtig. Denn: Es gibt noch immer Länder, wo die Frauen vergeblich um ihre Anerkennung und Rechte kämpfen müssen und sogar dafür noch bestraft werden. Dazu wurde erst neulich im Fernsehen ein Bericht aus dem Irak gesendet. Er zeigte, wie dort die Frauen noch immer unterdrückt werden, sie nicht alle Berufe ausüben können, sogar gezwungen werden, ihnen fremde Männer zu heiraten, die den Brautpreis bezahlen können, wie sie aus nichtigem Anlass gesteinigt werden ...

Eigentlich brauchen wir in diesem Fall gar nicht in die Ferne schauen, denn das Übel der Ungleichbehandlung von Mann und Frau oder sogar der Unterdrückung der Frauen ist so nah: Frauen verdienen in Deutschland wohl nur 75 % des „männlichen“ Einkommens - in deutschen Großstädten gibt es „Ehrenmorde“ an Frauen, die sich patriarchalischen Sitten ihrer Familien nicht fügen wollen - mehrfach und erst kürzlich wieder sah ich mitten in Berlin kopftuchverhüllte taschenschleppende Frauen 6 Schritt hinter ihren Ehemännern dahintrotten ...
Ich hoffe, ich täusche mich darin – aber besser scheint das in dieser Hinsicht nicht zu werden. Daran wird auch das modische „Gender mainstreaming“ („Gleichstellungsorientierung“ der UNO) wenig ändern können und Worthülse bleiben, solange man die Übel nicht an der Wurzel packt: Profitstreben der Konzerne, fehlende Integration der Zuwanderer aus muslimischen Kulturkreisen, Bildungsdefizite breiter Bevölkerungskreise ...

Eigentlich waren wir in dieser Sache bei uns in der DDR schon mal weiter: Der Verdienst war gleich (gering), der Anteil berufstätiger Frauen hoch. Und: In den Betrieben wurden die Frauen am 8. März mit Blumen beehrt. Oft war es üblich, dass die Chefs dann zur festgesetzten Feierstunde zu Ehren der weiblichen Belegschaft Kaffee kochten und den Tisch deckten.
Oder waren das auch nur Trostpflaster und Scheinlösungen? Denn: Der Kreis der wirklich Mächtigen, das Politbüro des SED-Zentralkomitees, war bekanntlich eine Gruppe (störrischer) alter Männer!

Ich als Seniorin war jedenfalls glücklich, dass mein Enkel Hans mir am 7. März einen großen Straus Osterglocken und ein Stück selbstgebackenen Schokoladenkuchen brachte.
Am Abend kamen noch Sohn Klaus und Schwiegertochter Beate und überreichten mir ebenfalls einen Strauß Osterglocken.

Inzwischen sind alle diese Blumen voll erblüht, und ich freue mich sehr darüber, denn sie strömen auch einen wunderbaren Duft aus.

Und: Mit ihrem „Gebimmel“ läuten sie den Frühling ein!



Lydia Radestock, im März 2008

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