Stimmung im Forsthaus

Eines Samstags im August fuhr mein Enkel Hans mit mir bei herrlichem Sonnenschein mit dem PKW zum Forsthaus am Frauensee.

Unterwegs hatte er vor, für das Familienfrühstück beim Bäcker in Gräbendorf Brot und Brötchen einzukaufen. Hans wollte für sich bei dieser Gelegenheit auch noch einen „Wursthuller“ leisten, den er schon als Kind immer gerne gegessen hatte.
Inzwischen beobachtete ich vom PKW aus das Storchennest auf dem hohen Schornstein der Bäckerei. Über 10 Jahre sind die Tiere hier schon zu Gast und eine besondere Attraktion der Bäckerei – es gibt hier inzwischen schon „Storchenbrot“, und auch eine Storchenspendenkasse, in der für den Unterhalt und die tierärztliche Betreuung von storchischen Pfleglingen gesammelt wird. Oft waren mir die Tiere schon aufgefallen. Ich konnte diesmal sehen, wie einer der Altvögel mit dem Futter zum Horst zurückkam. Gierig holte es sich der Nestling aus dessen Schnabel hervor.

Den Nachmittag verbrachte ich im Garten und besuchte dabei auch wieder meine beiden Walnussbäume. Während ich anschließend an der Essecke meine restlichen Walnüsse vom Vorjahr knackte, besuchte mich ein junges Rotkehlchen.
Immer wieder kam das Vögelchen bis zu mir herangehüpft, um auf der Erde nach Würmern und Insekten für einen Imbiss zu suchen.

Am Abend wollte ich mir zum Fernsehen einige Bonbons aus dem Wohnzimmerschrank holen. Aber o Schreck: Die Tüte war voller Ameisen. Es hatte sich aus der Zimmerecke gar eine ganze Ameisenstraße zu diesem „Futterplatz“ gebildet. Schnell brachte ich die Bonbons mitsamt den Insekten raus in den Garten.
Es war uns allen ein Rätsel, wie diese Tiere durch die dicken Forsthauswände in das Wohnzimmer und dann noch in den geschlossenen Schrank gekommen sind – das hatte es 30 Jahre nicht gegeben. Meine Schwiegertochter jedenfalls reinigte die Kommode und streute nachträglich noch Backpulver in alle Ecken des Schrankes. Außerdem gibt es ab sofort „Süßigkeiten-Verbot“ im Wohnzimmer – das ist ja ohnehin gut für`s Abnehmen

Am Sonntagmorgen wollte mein Enkel Hans den vorgesehnen Einbau der neuen Haustür vorbereiten. Er entfernte zu diesem Zweck die Holzverkleidung der alten Tür. Dabei kam er aus Versehen an das Kabel der Klingelanlage. Es gab einen Knall, und der Strom war weg. Hans war auf seiner Leiter außer einem Schreck zum Glück weiter nichts passiert.
Auch hier haben die Forsthausbewohner in der Folgezeit wieder das Beste aus der Sache zu machen versucht: Statt mit einem Klingelton kann man sich jetzt per „Klopfspecht“ anmelden.

Das war für mich wie immer ein erlebnisreiches Wochenende in der Försterei am Frauensee.

 

Lydia Radestock, im September 2006

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