Wiedersehen in Königshütte
Es war ein Geschenk zum 80. Geburtstag: Sohn Klaus und Schwiegertochter
Beate luden mich am 04. Juni 2004 ins Auto und wir fuhren los zur
„Oma-Radestock-Erinnerungstour“.
Zunächst galt es, meine Tochter Petra aus ihrer Hautarztpraxis in
Dresden-Neustadt abzuholen. Unsere zweite Station war Königshütte in der
Oberpfalz; ich hatte vor, meinen Bruder Franz zu besuchen, welcher am 17.
Mai seinen 77 Geburtstag gefeiert hatte. Danach wollten wir in meine alte
Heimat ins Sudetenland fahren.
Wir alle hatten uns schon einige Jahre nicht mehr getroffen. Es gab ein
freudiges Wiedersehen. Nach der langen Autofahrt gingen wir nach dem
Kaffeetrinken mit der Tochter meines Bruders - Anni - im Ort spazieren.
Inzwischen waren deren Mann Manfred und die Söhne Thomas und Klaus sowie
meines Bruders Tochter Hildegard, welche mit ihrer Familie im nahegelegenen
Plößberg wohnt, eingetroffen. Es gab ein rustikales, aus großen Wurst- und
Käseplatten bestehendes Abendessen. Zwischendurch wurden Erinnerungen an
Früher ausgetauscht.
Dann überreichten Klaus, Petra und Beate mir im Kreise der Familie eine
gedruckte Broschüre – mein „Erstlingsgwerk“, zusammengestellt aus einigen
Geschichten und Gedichten bisheriger Arbeiten. Darüber habe ich mich
natürlich sehr gefreut und promt daraus für alle ein Gedicht vorgelesen.
Anschließend übernachteten wir in einem Gasthof bei Mitterteich. Weil es
schon dunkel war, fuhr Hildegard mit ihrem Auto voran und zeigte uns den Weg
zu diesem einsamen Haus.
Am nächsten Tag fuhren wir noch einmal zu meinem Bruder nach Königshütte, um
einige Familienbilder zu machen. Dabei gab es für uns eine Überraschung: In
der zum Grundstück gehörenden Reparaturwerkstatt für Rasenmäher und andere
Gartengeräte nisteten in 5 Nestern oben an der Decke Schwalben. Einige waren
mit brütenden Vögeln besetzt. Sie flogen ohne Scheu über uns hinweg. Es
wurde erzählt, dass, wenn im Raum geschweißt oder laut gehämmert würde, sie
sich nicht daran störten.
Diese Schwalben kommen schon viele Jahre dorthin. Und ich merkte plötzlich:
Mir geht es ähnlich - auch ich hatte an dieser Stelle das Gefühl, an einem
besonderen einzigartigen unwiederbringlichen vertrauten Ort zu sein;
Heimatgefühl eben.
Lydia Radestock, im Juni 2004 |