Zeitige Oktobertage im Forsthaus
Das
durch den Nationalfeiertag verlängerte erste Oktoberwochenende verbrachte
ich im Forsthaus am Frauensee.
Mein Enkel Hans holte mich ab.
Während der Hinfahrt erschrak ich, weil es plötzlich knallte. Der Grund war:
An den Straßenrändern fielen ab und zu Eicheln von den Bäumen auf die
fahrenden Autos.
Zum Glück passierten wir keine Kastanienallee – das wären ja noch größere
„Geschosse“ gewesen.
Als wir am Samstag-Nachmittag anlangten, freuten wir uns nach der Begrüßung
über die herbstliche Gestaltung im und rund um das Forsthaus.
Meine Schwiegertochter Beate und mein Sohn Klaus hatten sich damit viel Mühe
gegeben.
Dazu kamen noch in vielen herbstlichen Zeichen der Natur:
die erste gelb- und rötliche Laubfärbung der Bäume, Sträucher und
Kletterpflanzen,
die vielen Pilze, die ihre Köpfe allerorts heraus steckten,
die Feuerwanzen, die sich an einem besonnten Stubben zur „Beratung“ über die
Frage „Was nun?“ zusammensetzten,
die von Hans mit Fliegen und Mücken gefütterte Kreuzspinne im Vorraum,
die verschiedenen Vogelarten, die sich zum Abflug nach Süden sammelten …
.
Nach dem gemeinsamen Sonntagsfrühstück gingen wir gegen 10.00 Uhr bei warmem
Sonnenschein hinaus in den Garten.
Während die anderen Radestocks mit dem Pflanzen der neu beschafften Stauden
beschäftigt waren, machte ich einen Rundgang zu meinen Nussbäumen, die ich
vor Jahren als kleine zarte Pflanzen geschenkt bekam.
Aus dem einst schief gewachsenen Bäumchen neben der Hofpumpe entwickelte
sich inzwischen zu meiner Freude ein gerader Stamm.
Auch die anderen Setzling haben sich, nachdem Hans die Kronen
zurechtschnitt, gut entwickelt.
Nun gab es für uns schon reichliche Nussernten. Nur 2011 leider nicht: in
diesem Frühling bekamen wir Anfang April Nachtfröste, wobei die Blüten alle
erfroren sind.
Auch an einer teefarbenen Kletterrose an der Forsthaus-Südwand habe ich
jedes Jahr immer wieder meine Freude.
Nun wurde ihr von meinem Sohn ein rötliches Geschwister an die Seite
gesetzt, und beide bekamen eine leiterähnliche Rankhilfe gestellt, damit sie
höher hinaus können.
Nach dem Mittagessen lauschte ich, unter der Sonnenplane sitzend, den hoch
über den Bäumen durchziehenden schnatternden Wildgänsen.
Gegen Abend wollte ich mich in einen neuen Gartensessel setzten, der
plötzlich in die zu lockere Erde des Beetes einsackte, sodass ich mit dem
Stuhl hintenüber fiel.
Mein Sohn war in der Nähe und versuchte, mir hoch zu helfen. Erst beim
dritten Versuch gelangte ich wieder auf die Beine.
Also setze ich mich nunmehr lieber auf eine feste Holzbank.
Beim Abendessen im Garten wurden wir immer wieder von summenden Mücken
angeflogen, die aus dem nahen Wald zu uns herüber kamen und verzweifelt die
letzte Chance für eine Blutmahlzeit wahrnehmen wollten, ehe kältere Tage
ihnen ein Ende machen würden.
Unsere abendliche Rommee-Runde hielten wir also lieber im Wohnzimmer ab.
Diesmal hat übrigens Hans gewonnen.
Nach diesem ereignisreichen Tag schlief ich gleich ein …
Lydia Radestock, im Oktober 2011 |