Fernweh im Frühling

Manchmal bin ich verzagt
und schweige still und stumm,
wenn mich im Frühling Fernweh plagt.

Wie fang ich´s nur an,
trau mich gar nicht zu fragen,
ob mich mal jemand mitnehmen kann.

Ich sehe die Wolken zieh´n
am Fenster oder auf dem Balkon -
gerne möchte auch ich mal wieder wohin.

Der Wind, der ist ganz frei,
ich beneide ihn viel und sehr,
wo er hinweht, ist ihm stets einerlei.

Er hat`s gut, tobt wild umher,
sieht Menschen, Länder, Meere ...
Nur: meine Beine schaffen das nicht mehr.

Bin viel gewandert mit der Gruppe
im Land durch Wiesen und Wälder,
auch hinauf auf manche Bergeskuppe.

Überall bin ich einst hingereist,
kein Ziel und Weg war mir zu weit,
sogar bis in Arizona war ich einst dreist.

Die Eremitage schaute ich an,
Prag, Paris, Rom, Venedig, Mailand,
auch Teneriffa und Mallorca war mal dran.

Oft war ich an der Spree in Berlin,
an Elbe, Rhein, Oder, Weser und Mosel;
besonders zum Inn, da zog es mich öfter hin.

Jetzt muß ich immer warten,
fragen, bitten, harren und hoffen,
dass sie auch mit mir einmal starten.

Aber ich weiß nun andererseits
die Anmut von „Klein Venedig“ zu schätzen.
In dessen kleinen Wundern liegt Glück bereits.

Man kann im Park spazieren geh´n,
auf Brücken, an Fließen und Seen entlang,
wo hohe Bäume mit Efeu umwachsen steh´n

Der Teich nebenan ist zwar nicht groß,
doch reich an Vögeln, Fischen, Fröschen ...
Hier ist immer Leben und Treiben; das ist famos.

Auf der Bank am Ufer siehst Du in Ruh’
Schwäne, Taucher, Enten ihre Bahnen ziehen.
Auch Boote, Schwimmer, Angler ... passen dazu.

„Es muss nicht immer die Fremde sein“,
so geht es mir durch Herz, Kopf und Sinn -
schau Dich richtig um: Schön ist es auch daheim!

Lydia Radestock, im Mai 2004

zurück