Hexenschuss zum Advent

Mich, Lydia, hat letztens die Hexe geschossen,
das war mir gar nicht recht.
Der Schmerz hat mich seitdem verdrossen:
das ist nicht gut, `s ist schlecht.

Nun laufe ich krumm-gebückt durchs Haus
und fühl‘ mich wie ein Wicht.
Wie konnte mir das denn nur gescheh´n?
Versteh‘ tu ich das nicht.

Das passt mir gar nicht in den Kram:
Ich kann jetzt nicht ruh´n.
Denn der Advent ist doch bald ran,
hab‘ deshalb viel zu tun.

Ich möchte‘ die Stube adventlich wie immer
in vertrautem heimeligen Licht,
mit Räuchermann und Nüssen und Glimmer …
Doch allein schaffe ich das nicht.

Meine „Weihnachtskiste“ steht weit weg,
Enkel Hans wird sie mir bringen.
Gut gerüstet kann ich dann auch keck
Vorweihnachtslieder singen.

Wenn dann das erste Lichtlein brennt,
ist sie vorbei, die Hexerei!
Dann lache ich froh, denn es ist Advent
auch in meiner Einsiedelei.

Freunde, lasst’s uns nicht verdrießen:
Kommt zu uns ein Fest,
wollen wir‘s stets feiernd auch genießen.
Die Krankheit hol‘ die Pest!

Jeden Sonntag kommt ein Licht neu dran,
mich freuend und erlabend.
Und brennen einst alle viere dann
ist bald Weihnachtsabend.

Lydia Radestock, im November 2012

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