Das neue Auto vom Schäfer Fritz

Als nach dem ersten Weltkrieg auch bei uns im Elbetal die ersten Autos aufkamen, haben sich, um beweglicher zu sein, viele Geschäftsleute oder Gewerbetreibende so einen modernen Wagen zugelegt. Denn: Mit so eine "Motordroschke" war man ja nicht so lange unterwegs wie mit einem Pferdefuhrwerk!

In unserem Nachbardorf Salesel gab es gleich hinter dem Eisenbahntunnel mitten im Dorf die Fleischerei vom Fritz Schäfer. Herr Schäfer führte außer seinem Geschäft auch einen Schlachthof, schlachtete nach Bedarf in der eigenen Fleischerei und stellte Wurstwaren her. Außerdem belieferte er verschiedene Orte, in denen es keinen Fleischer gab, mit Fleisch und Wurst. Um schneller bei seinen Kunden zu sein, schaffte auch er sich damals ein Auto an. Damit konnte er selbst dann auch noch das Schachtvieh für seinen Fleischereibetrieb von den Bauern abholen.

Der Fleischer war ein schneidiger forscher Mann und scheute in der Folgezeit den kräftigen Tritt aufs Gaspedal nicht. Da er natürlich zunächst noch keine Fahrpraxis hatte und außerdem bei den verschiedenen Vieheinkäufen manch kleiner Umtrunk gemacht wurde, waren ihm in den Dörfern etliche Zäune im Wege und sind umgefahren worden. Dabei holte er sich auch manche Schramme im Gesicht.

Man hat deshalb bei uns sogar ein Lied über ihn verfasst: Wenn er wieder mal im Dorfe war, dann sangen die Praskowitzer Kinder im Chor:
"Ich kaf mor eij Auto
und fohre wie dar Blitz,
beschind mor de Nose,
wie dar Schäfer Fritz."

Lydia Radestock, im März 2003

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