Großvaters Gerstenkaffee-Knoblauch-Frühstück

In meiner Heimat wurde - besonders von den alten Leuten auf dem Land - viel Knoblauch gegessen.

Schon zum ersten Frühstück ging es damit los: Großmutter röstete Brotschnitten auf dem Herd, denn: Einen Toaster gab es damals noch nicht.
Die harte Brotrinde wurde vorher ringsherum abgeschnitten, und dann die warme Schnitte mit Griebenfett bestrichen und darauf als Krönung gepresster Knoblauch gegeben.

Dazu gab es Milchkaffee. Der Kaffee bestand aus gerösteter Gerste und schwarzen Zichorie. Der Zichorie - ich weiß nicht mehr, woraus er hergestellt wurde - war in Würfeln abgepackt und gab dem Kaffee die dunkelbraune Farbe.
Der Kaffee war größtenteils „Eigenbau“, denn die dafür benötigte Gerste wurde in einem Kuchenblech auf der Herdplatte selbst geröstet und vor dem Kochen mit einer kleinen Kaffeemühle (welche man zwischen die Beine klemmte) gemahlen.
Richtiger Bohnenkaffee war auf den Dörfern nicht Mode - den gab es nur an Festtagen!

Der Malzkaffee wurde im Sommer dann auch mit auf das Feld genommen und bei großer Wärme zur Erfrischung kalt getrunken. Diese Angewohnheit schlug sich dann auch in unserem Dialekt nieder: War ein Ereignis schon oftmals erzählt worden, hieß es „Dos ist schun kalder Kaffee - is doch nisch neijes mej“.

Damit das Frühstück nicht zu eintönig wurde, gab es immer wieder eine andere Variante – zum Beispiel die mit Mehl gekochte Knoblauchsuppe, der stets auch etwas Milch beigegeben war. Dabei wurde die klein geschnittene Brotrinde auf den Teller (nichts durfte verkommen!) und anschließend die Suppe drüber getan – mit diesem „Einweichverfahren“ konnten dann selbst zahnlose „Altenteiler“ mit der härtesten Brotrinde fertig werden!

Stellt Euch mal die Aufregung bei unseren Mitmenschen vor, wenn man es heute wagen würden, den Tag mit einem Knoblauchfrühstück zu beginnen!


Lydia Radestock, im März 2006

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