Kino mit Trenker, Moser, Hörbiger ...

Früher - es gab in meiner alten Heimat ja noch kein Fernsehen - gingen wir jungen Mädels gern gemeinsam ins Kino. Da gab es meistens schon unterwegs manchen Spaß - noch dazu, wenn auch der heimlich verehrte Freund mit dabei war. Und wie schön war es dann, wenn man während des Filmes nebeneinander sitzen konnte!

Im Sommer 1939 wurde im Kino in Lobositz ein Bergfilm mit Luis Trenker gespielt. Weil alle Leute im Dorf sehr begeistert von dieser Aufführung sprachen, wollten auch wir Mädels vom Turnverein uns eine Nachmittags-Vorstellung angucken. Zu Fuß gingen wir deshalb eines Tages bei herrlichem Wetter nach Lobositz. Auch einige Jungs waren mit gekommen.
Leider gab es dann keine Kinokarten mehr für die Nachmittags-Vorstellung. Da wir alle aber gern diesen Film sehen wollten, blieben wir bis zum Abendfilm und kehrten vorher in Lobositz in einer Konditorei ein. Der Streifen hat uns begeistert. Einige Mädels schwärmten - zum Verdruss der Jungs - sogar etwas zu sehr für den mutigen Louis! Anschließend wanderten wir gemeinsam auf der Straße entlang der Elbe bei Mondschein singend zurück nach Praskowitz. Wir waren nun froh, dass die Jungs mit dabei waren, denn durch Skalln (die Böhmische Pforte) an den dunklen hohen Eisenbahnmauern entlang zu gehen war doch immer etwas unheimlich.

Ein Jahr später, im Sommer 1940, fuhren meine Freundinnen und ich mit dem Schiff nach Aussig, um eine Kinovorstellung eines Heimatfilmes mit Hans Moser und Paul Hörbiger zu besuchen. Die Dampferfahrt war herrlich. Als jedoch unser Schiff an der Schreckensteiner Burg durch die große Schleuse gelotst wurde und wir nach und nach zwischen den dunklen Schleusenmauern herabsanken, wurde uns doch etwas bange. Außerdem waren wir alle nass geworden, als wir unter dem Schleusentor durchfuhren, denn wir saßen auf dem Oberdeck und hatten nicht beachtet, dass beim Hochziehen des Tores noch Wasser herab läuft.

Zum Kino war es von der Dampferanlegestelle sehr weit zu laufen, und wir konnten - wiedermal - für die Nachmittagvorstellung keine Karten mehr bekommen. Der Spätfilm aber fing noch später als gewöhnlich an, und da wir auch seinen Schluss unbedingt sehen wollten, kamen wir nicht rechtzeitig zum Bahnhof und damit zu spät zur Abfahrt des Zuges. Wir konnten nur noch die Schlusslichter sehen. Das war ein Schreck ...

Mit der Straßenbahn fuhren wir dann bis nach Wannov; von da ging es zu Fuß weiter. 13 km mussten wir laufen und konnten doch nicht rechtzeitig zu Hause sein. Unterwegs - es wurde immer dunkler - waren wir alle drei nicht sehr mutig; keine wollte es aber der Anderen zeigen. Darum liefen wir immer im Eilschritt weiter. Als wir durch Salesel kamen, standen einige Jungs auf dem Dorfplatz. Sie lachten uns aus: "Warum habt ihr nicht auf den letzten Zug gewartet?", meinten sie, "Ihr seid doch nicht eher zu Hause!" Wir waren dann sehr froh, dass uns der Siegert Herbert und der Pirnarsch Ernst bis nach Praskowitz begleiteten. Die Straßen waren damals noch nicht asphaltiert. Ich hatte neue Schuhe an, die drückten - von Salesel aus musste ich dann einfach barfuss laufen. Fast eine Woche konnte ich danach kaum auftreten, denn ich hatte durch die vielen kleinen Schottersteinchen lauter Blasen an den Füßen bekommen.Dazu kam das Donnerwetter der Eltern; sie hatten sich doch schon Sorgen um uns gemacht. Wir kamen ja sonst nie so spät nach Hause.

Lydia Radesstock, im März 2003

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