Lichtmess in der Heimat
Eine
unvergessliche Kindheitserinnerung aus dunklen Wintertagen in meiner alten
Heimat ist die Lichtmess. So bezeichnet man ein katholisches Kirchenfest,
bei dem am zweiten Februar, einem „Marientag“, im Verlaufe einer Messe
Kerzen geweiht werden.
In den Dörfern unserer Elbtal-Gegend ging man an diesem Tag mit einer
markierten Kerze zur Kirche und legte diese auf einen dafür bestimmten
Platz zu den anderen Kerzen. Während der Messe wurden dann alle diese
Kerzen vom Pfarrer gesegnet und geweiht.
Die geweihte Kerze konnte man anschließend mit nach Hause nehmen. Sie
wurde in der Folgzeit nur dann entzündet, wenn es (das war bei uns
besonders im Sommer der Fall) ein schweres Unwetter gab – meist zog dabei
ein Gewitter über den Eisberg heran. Denn unser Ort Praskowitz lag ja im
Talkessel der Elbe, und das Unwetter musste sich bei uns austoben, weil es
nicht über die gegenüberliegende Erhebung der Kubatschke hinweg kam.
Meine Großmutter, eine fromme Frau, hatte immer so eine geweihte Kerze im
Haus. Wenn sie am 2. Februar einmal wegen Schnee oder sonstiger Gebrechen
nicht zur Kirche gehen konnte, dann betete sie daheim vor ihr. Als
Schulkind oblag es mir dann an solchen Tagen (es waren nicht wenige; um
diese Zeit lag oft hoher Schnee bei uns), diese Kerze noch vor dem
Schulgang zur Messe zu bringen, um sie neu weihen zu lassen.
Noch eine andere Erinnerung habe ich an diesen Tag - Bauernregeln meines
Großvaters:
Wenn`s zu Lichtmess schneit, ist der Frühling nicht weit.
Scheint die Sonne jedoch, dann bleibt der Winter noch
(oder aber: Scheint die Sonne schön, dann will der Winter noch nicht geh´n).
Prüft doch mal selbst an Lichtmess, ob der Opa recht hatte!
Lydia Radestock, im Februar 2005 |