Schlittenfahren in Praskowitz

Bei uns in Praskowitz war winters über das Schlittenfahren sehr beliebt. Ski jedoch gab es nur wenige.

Weil damals noch wenig Autos fuhren, rodelten wir Kinder im ganzen Dorf sogar auf den Straßen herum, wo immer es nur etwas abwärts ging. Dabei gab es natürlich auch eine Menge Missgeschick, über das ich hier einmal berichten möchte:

Des öfteren fuhren Kinder und jugendliche Praskowitzer abends mit dem Schlitten auf dem Dach von Ulbrichs Ausgedinge-Häuschen. Das kleine Gebäude war am Hang gebaut, und das Dach ging gleich von der Straße weg hoch. Wenn zu viele auf dem Schlitten saßen und sie die Kurve vorm Haus nicht kriegten, war es passiert ... Deshalb hat der alte Ulbrich das neue Dach des Hauses dann auch so verändern lassen, dass es nicht mehr bis auf die Straße herunter reichte.

Wir sind so manches Mal fast bis unter die Kubatschke hochgelaufen, kamen dann mit Schwung von der Trejbe herunter in das Dorf, über die Straße weg den Dorfplatz herunter ...

Öfters ging es mit dem Schlitten bis hinab auf das Eis der Elbe - sogar über die Bahnschienen hinweg. Einmal geriet dabei der Hieken Fritz, der hinten drauf den Klausnitzer Hubert sitzen hatte, in einen Zug. Beide hatten Glück im Unglück: Dem Fritz musste ein Bein abgenommen werden, der Hubert kam mit dem Schrecken davon.

Der Tschernai Franz ist beim Schlittenfahren vom Roten Tor bei Bretschneiders vorbei gekommen und dann unten vor Fritschens Haus in ein Auto reingefahren; er hatte eine Beule, Gehirnerschütterung und den Fuß gebrochen. Hinter ihm saß der Mildner Helmut - der kam mit dem Schrecken und ohne Beule davon.

Totzdem: Was gäbe ich heute darum, noch einmal eine zünftige Schlittenfahrt in Praskowitz zu erleben!


Lydia Radestock, im Februar 1994

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