Die neue Waschmaschine

Vieler Landfrauen Stolz war früher, saubere glatte Wäsche im Schrank zu haben. Das kostete Arbeit: Mühevoll wurde die schmutzige Wäsche über Nacht im Waschtrog zuerst mit Kernseife eingeweicht, gespült und anschließend im Kessel gekocht, dann auf dem Waschbrett gewaschen und nochmals mit Wäscheblau gespült, und im Sommer anschließend noch auf der Wiese gebleicht ...

Eines Tages baute der Praskowitzer Tischler Kohlruß für seine Frau eine Waschmaschine. Das war ein rechteckiger Holz-Behälter, welcher innen halbrund geformt und wie ein Waschbrett gerippt war. Dazu kam noch ein ebenfalls gerippter Einsatz, der mittels eines Schwengels über der heißen Wäsche hin und her bewegt wurde. Auch eine Presse hatte er gebaut, damit man die gewaschene, gespülte Wäsche schneller trocken bekam.

Frau Kohlruß machte dann im Dorf Reklame mit der Erfindung ihres Mannes, und so hatten auch wir anfangs der dreißiger Jahre so einen Waschbehälter mit einem Schwengel und eine dazugehörige Wäschepresse. Seitdem hat am Waschtag der Großvater die Arbeit mit dem Hin- und Herschwenken des Schwengels übernommen. Für die Auswahl dieses Tages waren wir übrigens nicht vom Wetter abhängig, weil die ganze Vorderfront meines Vaterhauses einen Balkon hatte und so die Wäsche bei jedem Wetter trocknen konnten.

Meine Mutter wollte ihre Wäsche aber nicht nur sauber, sondern auch schön glatt haben - und alles zu bügeln, dazu hatte sie neben  der landwirtschaftlichen Arbeit kaum Zeit.
Im Dorf gab es zum Glätten der Wäsche zwei unbeheizte manuelle Wäscherollen: Eine im oberen Dorf neben der Konditorei Thiele und noch eine für das untere Dorf bei Hrabies im Hinterhof der Fleischerei Knöchel. Diese Wäscherollen waren mit großen Steinen gefüllte Kasten, welche über Rollen glitten. Dazu musste die Wäsche vorher auf Rollen gewickelt und unter den Kasten geschoben werden. Mit einer Kurbel wurde der Kasten dann hin und her bewegt, damit sich unter ihm die Rollen mit der aufgewickelten Wäsche drehten und sie dabei glätteten.

Als meine Freundin, die Pappisch Traudel und ich, größer wurden, gingen wir oft gemeinsam die Wäsche unserer beiden Familien rollen. Unsere Höfe lagen ja dicht nebenan.. Mit einem kleinem Leiterwagen fuhren wir dann mit unseren Wäschekörben zur Rolle. Gemeinsam drehten wir auch  die schwere Kurbel des Kastens. War die Arbeit getan, freuten wir uns über das Lob unserer Mütter.

So war das damals: Ein Mädchen musste früher schon beizeiten alles lernen, was in einem Haushalt so zu tun ist.

Lydia Radestock, im Dezember 2002

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