Der Forstort „Drei Birken“ am Frauensee

An der Westseite des Gräbendorfer Frauensees, ganz dicht am Ufer, wuchsen einst - es muss so etwa ab 1940 gewesen sein - aus einem gemeinsamen Stammfuß drei Birken empor: Ein „Triesel“ (das ist ein Stamm mehr als beim „Zwiesel“) hatte sich gebildet.

Als mein Sohn Klaus mit seiner Frau Beate 1975 das nahegelegene Forsthaus bezogen, waren diese Birken schon zu stattlichen Bäumen herangewachsen. Sie bildeten einen markanten, durch die Dorfbewohner gut erreichbaren, „Drei Birken“ genannten Forstort. Ein paar kleine Ruderkähne lagen hier, und für viele Dörfler war es auch ein beliebter Angelplatz.

„Drei Birken“ war bald eines der Lieblings-Spaziergangsziele der Familie Radestock. Von hier aus konnte man - jedenfalls in den ersten Jahren - im Sommer in das kühle Nass springen und im Winter zum Schlittschuhlauf starten. Die Kinder machten hier erste Kletterversuche, spielten verstecken und haschen oder fischten in den „Wassertöpfen“, die sich in den Triesel-Anläufen gebildet hatten, nach Kleingetier.

Da schon damals eine Bank aufgebaut worden war, wo man ausruhen konnte, ging ich auch oft allein hier her. Das lohnte sich: Von „Drei Birken“ aus hatte man einen wunderschönen Ausblick über den ganzen 700 m langen Frauensee bis hin zum fernen Badestrand am Ostufer, der im Volksmund „Schafschwemme“ genannt wurde.
Auf dieser Bank direkt unter dem Birkentriesel bin ich seitdem oftmals in´s Träumen geraten und lauschte dem Quaken der Frösche im breiten und mit unzähligen Rohrkolben durchsetzten Schilfgürtel, dem Summen der Hornissen bei ihrem Flug in die nahegelegene Baumhöhle, dem Gesang der vielen Vögel im Uferwald und auf dem Wasser ... Neben anderen Vogelarten nistete in der Nähe (und nistet noch heute) übrigens auch ein Pirolpärchen. Ich konnte diese scheuen gelben Vögel nicht nur „Vogel Bülow“ rufen hören, sondern oft sogar sehen. Auch die Abende, wenn die Fledermäuse über dem Wasser nach Mücken haschten, waren hier besonders schön.
Über all dem wiegten sich die drei Birken im Winde.

Beim letzten schweren Sturm vor ein paar Tagen ist nun leider der Triesel zum Zwiesel geworden: Die südliche dieser drei riesigen weißborkigen Bäume brach um und riss dabei noch ein paar Ufererlen mit ins Verderben. Die Bank überstand den Zusammenbruch Gott sei Dank gut.



Nun hoffe ich, dass es keine weiteren Sturmschäden geben wird und die beiden Überlebenden der drei Baum-Schwestern noch einige Jahre vor sich haben, um mich und andere zu erfreuen. Wandern wir eben ab jetzt zu den „Zwei Birken“!

Lydia Radestock, im März 2008

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