Herbstliches von der Bank am Teich

Bei schönem Wetter gehe ich fast täglich zu meiner Lieblingsbank am Rand des Parkpfades nahe unserer Wohnanlage. Sie steht in der Nähe des kleinen Bootssteges am Tonteichufer. Hier kann ich mich erholen und die Natur beobachten.
An dieser Stelle gibt es das ganze Jahr hindurch im und auf dem Wasser „Brehms Tierleben“ zu bestaunen. Sogar zwischen den Uferbäumen ist stets etwas los.
Obwohl ich alles Geschaute fleißig notiere, entdecke ich immer wieder etwas Neues. Schön ist, dass ich seit einiger Zeit mit meiner Digitalkamera manch besondere Situation auch als Foto festhalten und dann sofort im Computer betrachten, speichern und an Freunde verschicken kann.

Nicht nur die Bilder – auch die Geräusche sind faszinierend. Derzeit bringen besonders die Nebel- und Rabenkähen auf ihrem großen „Stammbaum“ Lärm in den Park. Richtig unruhig wird es, wenn sie sich gegen Abend zur Nachtruhe versammeln. Es krakelt, gakelt und spektakelt lange, ehe eine jede ihren Platz gefunden hat.

Schön anzusehen ist nun auch, wenn die Zugvögel über die Wipfel der hohen Uferbäume hinwegziehen. Meist sind es Wildgänse, welche vom Norden kommend mit lautem Geschnatter in Richtung Süden fliegen. Leider überlege ich mir nach meiner morgendlichen Zeitungslektüre bei diesen Bildern neuerdings auch immer, wie viele dieser Vögel den Winter wohl überleben werden, wenn sie das berüchtigte Vogelgrippevirus in sich tragen. Aber vielleicht ist das auch (wie schon so oft) bloß wieder mal die übliche mediale Panikmache – frei nach dem Motto: Nur die schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht (um die Zeitung auch verkaufen zu können).

In diesen schönen sonnigen Oktobertagen steht die Sonne am Nachmittag ja schon wieder etwas tiefer hinter den Parkbäumen. Es ist aber noch hell genug, die herrlichen bunten Farben zu bewundern, mit welchen der Herbst das Laub verschönt. Und ich weiß auch: Die Natur bereitet sich mit einer schützenden Laubdecke auf den kommenden Winter vor, um uns im Frühling wieder mit zartem Grün und neuer Blütenpracht zu erfreuen.
Leider dauert dieses Farbenspiel nicht lange. Bei jedem Windhauch fallen jetzt leise raschelnd Blätter herab und landen oftmals mitten auf dem Wasser des Teichs. Derzeit sieht dessen Oberfläche deshalb wie ein bunter Teppich aus, welcher sich in der Strömung langsam und unruhig schwankend zur Brücke auf den Kanal zu bewegt.

Manchmal kommen andere Parkbesucher vorbei, und wir unterhalten uns. So lerne ich immer noch andere Neue-Mühle-Mitbewohner kennen - auch mancher Wochenendgast aus den umliegenden Bungalows ist dabei.
Ein Ehepaar führte vor ein paar Tagen zwei Doggen aus - eine kleinere Hündin, den größeren Rüden. Da erinnerte ich mich an meine Zeit in Eisenhüttenstadt, wo ich schöne Erlebnisse mit Tieren und besonders mit zwei Hunden - Roxi und Trixy - hatte. Das erzählte ich den Leuten, und die Hundebesitzer berichteten mir von den Eigenarten ihrer Lieblinge: Was sie mit ihnen während der Stunden bei der Abrichtung in der Hundeschule erlebten, wie sie erkankten und wieder auf die Läufe kamen ...
Unangenehm ist es für mich freilich, wenn plötzlich große freilaufende Hunde an mir vorbei laufen und die Besitzer erst viel später nachkommen. Man weiß ja nie ...

Ein Mann sprach über seinen Ärger mit dem Graureiher, welcher ihm vor kurzem sämtliche Goldfische aus dem Gartenteich geholt hätte. Um die Goldfische zu retten, müsste man eben jetzt Netze über die Teiche spannen! Aber wer macht das schon? Also: Situation aushalten, Unmut runterschlucken!

Ein unangenehmes Erlebnis hatte ich neulich mit einem Schwan - er kam aus dem Wasser und wollte Futter haben. Denn: Andere Besucher füttern dort oftmals die Enten und Schwäne.
Weil ich nichts Fressbares dabei hatte, kniff er mich in den Arm! Um den große Vogel abzuwehren, stellte ich mich hinter meinen Rollator, mit dem ich immer spazieren gehe. Schließlich gab er entnervt auf.

So verlebe ich jetzt manchen Herbstnachmittag bei „Mutter Natur“ – und immer wieder bekomme ich Anregungen für neue Geschichten am PC, über die ich mich mit meinen Freunden und meiner Familie austauschen kann.

Das Leben ist schön!

Lydia Radestock, im Oktober 2005

 

zurück