Knoblauch-Duft

Für den 8. März hatte mein Sohn Klaus mir als Mutter (sowie Frau und Tochter) eine Frauentags-Einladung zum Besuch im Restaurant „Dachstuhl“ im benachbarten Klein-Eichholz ausgesprochen. Diese Gaststätte ist durch ihre Knoblauchspezialitäten weithin bekannt.
Der Knoblauch ist mir von Kindesbeinen an vertraut. In der alten Heimat hängte mir meine Großmutter als Kind beispielsweise einen Kranz Knoblauch um den Hals, wenn in der Schule der Scharlach umging. Sie wusste noch, dass ihre Altvorderen den Knoblauch - wie auch andere stark riechenden Pflanzen - zur Abwehr der Pest und anderer böser Dinge nutzten, und blieb bei diesen Hausmitteln. Der Lehrer sagte nichts dazu, denn er aß ja - wie die meisten der älteren Praskowitzer - selber gern Knoblauch.
Als Enkelin Maria aus der Schule kam, holten sie und ihr Freund Thomas mich am Nachmittag von meiner Wohnung in Neue Mühle ab.
Ich habe mich über diese Autofahrt gefreut; lange war ich nicht mehr aus dem Haus gekommen. Zuerst fuhren wir ins Forsthaus Frauensee.
Dort besuchte ich auch Sohn und Schwiegertochter im Haus des Waldes. Mein Sohn fand natürlich wie immer zunächst keine Zeit für mich und musste noch viel erledigen. Inzwischen hatte meine Schwiegertochter Beate im Restaurant Plätze für 5 Personen bestellt. Als wir gegen 18.00 Uhr eintrafen, war schon fast alles besetzt oder reserviert, denn diese Gaststätte ist ein beliebtes Ziel, und außerdem war Frauentag. Aber wir hatten ja zum Glück unsere Tischreservierung.
Der ganze, in gemütlichem Blockhausstil eingerichtete Raum verströmte einen angenehmen Duft verschiedener Speisen. Vor allem dominierte „Knobi“. Es gab, glaube ich, kein Gericht ohne Knoblauch, aber genau weiß ich das nicht mehr.
Während wir auf unser Essen warteten, unterhielten mein Sohn und Thomas sich recht angeregt über Politik. Meine Enkelin plauderte mit Beate. Ich erhaschte so nebenbei einige Worte von beiden Seiten und kam mir dabei etwas einsam dabei vor, aber das bin ja gewöhnt: So ist das eben, wenn man nicht mehr gut hört.
Trotzdem: Am Frauentag hätten sich die Männer etwas mehr Mühe geben können!
Das Essen kam. Schon die Vorsuppe (natürlich Knoblauch) war ein Genuss, dazu gab es in Knoblauch geröstete Baguetts. Die Portionen waren riesig, und durch und durch knoblauchig. Auch das Glas Bier mundete uns allen.
Aber natürlich: Der Knoblauchdunst haftete an unseren Kleidern und folgte uns ins Auto und sogar bis in die Wohnstube im Forsthaus am Frauensee, wo wir anschließend noch einige Runden Romme spielten. Es störte aber keinen, da wir ja alle die gleichen intensiven Düfte verströmten.
Jedoch: Am nächsten Tag sollte unsere obligate offizielle Rommespielstunde in der Neue-Mühler-Wohnanlage stattfinden. Ich ahnte Schlimmes, und spülte meinen Mund aus Vorsicht zu Hause mehrmals mit einem Gurgelwasser aus. Dabei hätte ich es besser wissen müssen: Die streng riechenden Stoffe sind schwefelhaltige Abbauprodukte. Sie kommen nicht wie oft angenommen aus dem Magen, sondern werden die über die Lungenbläschen an die Atemluft abgegeben.
Deshalb kam es, wie es kommen musste: Ich hatte mich kaum an den Tisch gesetzt, da wurde schon gefragt: „Wer hat denn hier Knoblauch gegessen?“. Am besten wetterte meine Nachbarin. Kein Wunder – sie bekam den Hauptteil der „Knoblauchfahne“ zu spüren.
Ich war sauer und wollte schon wieder heimgehen, da traten einige der anderen Teilnehmer für mich ein: „Sie sollten sich nicht so haben!“ Es stellte sich heraus: Viele aus unserer
Gruppe waren auch schon im „Dachstuhl“ gewesen, und alle lobten das gute Knoblauch- Essen.
Mein Sohn hatte in weiser Vorsicht an diesem Tag keine Besucher oder Gäste zur Besprechung zu sich in das Haus des Waldes eingeladen, sondern saß in Klausur an einem Konzept in seinem Büro. Von seinen Mitarbeitern hatte aber wohl keiner den Mut zu einem ehrlichen: „Du stinkst mich an!“
Fest steht jedenfalls: Knoblauch hilft! Als ich kürzlich das Internet zu dieser interessanten Pflanze befragte, schwelgte man dort in positiven Beurteilungen: Mikrobentötend, blähungstreibend, verbessernd für die Fließeigenschaften des Blutes, vorbeugend gegen Erkältungskrankheiten sowie bestimmte Krebsarten ...
Also, Leute: Esst Knoblauch, und Ihr bleibt auch ohne Tabletten gesund und werdet 100 Jahre alt! Ich jedenfalls freue mich schon mein nächstes Knoblauchgericht - im „Dachstuhl“ oder daheim.
 

Lydia Radestock, im März 2006

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