Oma im Fernsehen! 

Schon seit Wochen war mir der Besuch einer Gruppe von Fernsehleuten vom "rbb" angekündigt worden. Man wollte mich in der Sendung "Brisant" als "Oma im Netz" vorstellen. Ich hoffte und bangte gleichzeitig in Erwartung dieses Ereignisses. Irgendetwas kam aber bisher immer dazwischen.
An einem Donnerstagnachmittag im März 2004 war es dann jedoch soweit: Zuerst kam mein Sohn (zur moralischen Unterstützung), dann klingelten die drei Fernsehleute. Anschließend erschien noch Enkel Jörg, der als mein "Computerlehrer" und "Oma-Netz-Entwickler" natürlich auch mit vorgestellt werden sollte.
Das Fernsehteam, eine Dame und zwei Herren, begannen dann gleich mit dem Auspacken ihrer Technik in meinem Wohnzimmer. Ich war ganz erstaunt, was da alles zu so einer Aufnahme gehört. 
Als das Interview begann (die Dame befragte mich, die Herren filmten), war ich anfangs wohl sichtlich nervös und unkonzentriert. Dann habe ich aber einfach drauflos erzählt: 
Wie mich Mitte der 90er Sohn und Enkel zur Arbeit mit dem PC ermutigten - dass ich auf diese Weise meine schon vor Jahren aufgezeichneten Lebens-, Familien- und Naturgeschichten schneller und eleganter bearbeiten konnte, nachdem mir der Tastenanschlag meiner Schreibmaschine immer schwerer gefallen war - wie ich anfangs nicht glauben wollte, dass man mit einer Maus schreiben kann - dass es einige Anlaufschwierigkeiten gegeben hat und ich oft daran war, wieder aufzugeben - dass ich immer noch nicht weiß, wie man "Körser" richtig schreibt, ihn jetzt aber gut bedienen kann ist - dass ich zunächst viele Geschichten dreimal verfasste, weil sie (mangels Speicherns) immer wieder verschwunden sind - wie ich mir die Regeln und Hinweise meines Enkels in ein Merkbuch schrieb, manches trotzdem ab und an vergesse und dann um Hilfe telefoniere - wie ich einmal vor lauter "Computern" sogar mein Mittagessen anbrennen ließ - dass es mir mit dem Programm "Encarta" möglich ist, im Computer alle Orte in der Welt aufzusuchen, an denen ich auf meinen Reisen einmal war (was mir heute aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr möglich ist) - dass ich viel Freude daran habe, wenn auch andere Menschen meine Geschichten im Internet lesen - dass ich in letzter Zeit, besonders nach den Artikeln in MOZ und MAZ, viel Post von netten Leuten bekomme, mit denen ich mich austauschen kann ...
Während ich das alles erzählte, wurde ich vom Aufnahmeteam gefilmt. Die Fernsehleute waren sehr nett und geduldig mit mir. Weil ich aber (auch wegen des hellen Lichts) doch etwas aufgeregt war, benötigte ich die Hilfe meines Enkels selbst für Handgriffe, die ich sonst eigentlich schon "im Schlaf" beherrsche. Diese Situation  war mir etwas peinlich.                                                       
An jenem Tag bekam ich übrigens kurz vorher auch einen Walnussbaum geschenkt, der mir sehr viel bedeutet: Ein solcher Baum, unter dem ich aufgewachsen bin, begleitet mich seit der Vertreibung aus der Heimat im Sudetenland seit fast 60 Jahren, wo immer ich wohne! 
Als dann drei Generationen Radestocks (Enkel, Sohn und ich) das schöne Gehölz vor dem Haus in Neue Mühle einpflanzten, wurde auch dieses Ereignis gefilmt. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Wenn jene Episode mit in dem "Brisant-Beitrag" zu sehen ist, habe ich eine weitere Erinnerung an einen schönen Vorfrühlingstag 2004.
Wer hätte das jemals gedacht: Ich bin im Fernsehen! Herzlichen Dank an das rbb-Team.
Ich freue mich jetzt auf einen interessanten Filmabend. 

Lydia Radestock, im März 2004

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