Spargel-Panne

Am 25. April fuhr mein Enkel Hans mit mir nachmittags noch schnell zu Penny in Niederlehme einkaufen. Als wir in die Kaufhalle kamen, standen noch einige Stiegen Spargel am Gemüsestand herum.



Der Hans bekam bei diesem Anblick gleich Appetit auf ein Spargelgericht mit einer Holländischen Soße. „Das muss ich einmal probieren“ meinte er, und: „Omi, da bringe ich Dir am Sonntag ein duftes Mittagessen: Spargel mit Broccoli und eine Erdbeer-Quark-Süßspeise“.
Er schwärmte mir dann vor, wie er alles zubereiten wollte. Sogar im Internet hat er sich schlau gemacht … Denn mein Enkel Hans kocht gut und gerne!

Ich dachte bei mir aber: „Erst mal abwarten!“ Denn dieser südländische Spargel war mir mit 1.99 Euro zu preiswert. Es standen auch noch zu viele Reste herum. Anscheinend hatte es sich unter den Kunden schon herumgesprochen, warum die Ware gar so billig war.

Es kam, wie’s kommen musste: Mein Enkel hat sich dann im Forsthaus viel Mühe mit der Kocherei gemacht, aber der Spargel war total holzig und auch noch bitter - rundum nicht zu genießen!

„Hans im Glück“ aber wusste sich zu helfen: Er bereitete ein Ersatz-Essen aus Möhren, Broccoli und Bratkartoffeln. Die Hollondaise, mit Butter und Eigelb zubereitet, kam darüber. Damit rettete er unser Mittagsmenü. Es schmeckte allen gut, denn es war richtig gewürzt.
Anschließend gab´s die süße Quarkspeise mit den ebenfalls preiswerten, aber diesmal genießbaren, griechischen Erdbeeren.

Als ich am nächsten Tag meiner Nachbarin unser Missgeschick erzählte, erfuhr ich: sie hatte mit solch´ billigem griechischen Spargel die gleiche Erfahrung gemacht und das Zeug wegwerfen müssen, weil es so bitter war.

Zu unserem folgenden Senioren-Klubnachmittag wurde dies unser Erlebnis zum Besten gegeben. Es entstand eine ausgiebige Diskussion. Denn fast alle Anwesenden konnten über ähnliche Erfahrungen berichten. Eine Frau hatte diesen Spargel sogar für eine größere Familienfeier vorgesehen. Als sie reklamierte, bekam nach Vorlage ihres Kassenbons den Kaufpreis zurück erstattet.
Da ich gehbehindert bin, wäre die Reklamation für mich schon etwas umständlich geworden, denn ich hätte ja erst wieder meinen Enkel darum bitten müssen, es für mich zu erledigen.

Sollte nicht die Verwaltung der Verkaufsstelle ihre Ware vor dem Verkauf daraufhin überprüfen, ob sie für den menschlichen Verzehr genießbar ist, statt die Kunden als Versuchskarnickel zu gebrauchen?
Wobei: den Karnickeln hätte es ja vielleicht geschmeckt!

Es ist mir - Globalisierung hin und her - wieder mal eine Lehre:
Ich kaufe, wenn ich die Wahl habe, am besten heimische Produkte, und das dann, wenn die bei uns wachsen: Spargel zur Spargelzeit, Erdbeeren zur Erdbeerzeit, Äpfel zu Apfelzeit, Walnuss zur Walnusszeit …
Da kann man dann gleich noch nebenbei die jahreszeitliche Vorfreude genießen, und das ist ja bekanntlich die schönste Freude. Alles sollte seine Zeit haben!
Diese Erzeugnisse jederzeit mit Flugzeugen um die ganze Welt zu kutschieren erscheint mir wenig sinnvoll, und wer immer alles gleich & sofort hat, dem wird das auf Dauer langweilig – worauf soll er sich eigentlich noch freuen können?

Aber ich bin ja schon alt und verstehe es eben nicht besser.
Und: was mache ich bei Apfelsine, Ananas und Erdnuss?

Lydia Radestock, im April 2009

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