Spaziergang in „Klein Venedig“

 Am einem Sonntag im August unternahm ich mit meiner Enkelin Maria bei Sonnenschein und warmen Wetter einen ersten Spaziergang durch den Park, welcher hinter unserer Senioren-Wohnanlage in der Zernsdorfer Straße des Ortes Neue Mühle beginnt. 

Schmale Wege führen dort unter hohen alten Bäumen - ich erkannte Erlen, Kiefern, Linden, Eichen und Pappeln - an vielen Teichen vorbei und an einem Kanal entlang, welcher in einen großen See (dessen Namen ich noch nicht kenne) mündet. Einige dieser Bäume sind fast bis zu den Kronen hinauf mit Efeu bewachsen. Auf dem Waldboden wachsen Farne, verschiedene Gräser, Binsen und Blütenpflanzen. Ab und zu hörte man Vögel singen, und zwischendurch gurrte ein Ringeltauben-Pärchen auf dem Ast einer knorrigen Eiche.  

Im Wasser des Kanals ruderten und paddelten in einigen Booten Kinder und Erwachsene in Richtung See. Das Wasser machte allerdings keinen sauberen Eindruck; es sah grünlich- schmutzig aus. Deshalb wird wohl auch nicht darin gebadet.  

Am See angekommen, ruhten wir uns auf einer Bank aus und beobachteten die Natur um uns  herum. Aus einem Winkel im Ufergebüsch kam nach einer Weile ganz leise ein schwarzes, mit weißem Federkopf und rotem Schnabel geschmücktes Rallenpärchen hervorgerudert. Dann flogen plötzlich einige Stockenten hoch. Vielleicht waren sie vom Ufer aus in ihrer Mittagsruhe gestört worden? Am anderen Seeufer angelten einige Jungs. Ab und zu sprangen kleine Fische aus dem Wasser empor. Zwischendurch hörte man ab und an von der in der Nähe vorbeiführenden Bahnlinie einen Zug pfeifen, wenn er sich dem Bahnübergang näherte.  

Man sagte mir, dass die wasserreiche Parklandschaft in meiner neuen Heimat "Klein Venedig“ genannt wird und in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts angelegt worden ist. Ich nehme mir fest vor, darüber bald mehr zu erfahren.  

Für mich war der erholsame Spaziergang auch Gelegenheit, meiner Enkelin Fragen - besonders zu meinen Amerika-Reisen, zu beantworten. 

Nun freue ich mich schon auf den nächsten „Gang nach Venedig“. 

Lydia Radestock, im August 2003

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