Sprayers Umdenken?

Bei herrlichem Sonnenschein ging ich mit meinen Enkel Hans am 23. Februar über den Waldlehrpfad am Frauensee, um zu sehen, wie weit sich die Natur bei diesem ungewöhnlich warmen Winterwetter entwickelt hat.
Denn: das erste zarte Grün an den Bäumen und Sträuchern ist schon zu sehen, und vielleicht haben auch einige Tiere ihren Winterschlaf bereits beendet? Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich kürzlich eine Hummel brummen hören!

Als wir auf der Frauenseestraße an dem alten Trafohäuschen vorbei kamen, fiel uns sofort die schöne bunte Bemalung der bis dahin trostlos wirkenden Außenwände auf. Es sieht jetzt aus, als ob da am Waldrand eine hölzerne, mit plastischen bunten Tierbildern verzierte Blockhütte steht.
Vorher waren sämtliche Mauern bis unter das Dach mit unschönen schwarzen Kritzeleien beschmiert gewesen - nach jeder Renovierung waren sie immer sofort wieder mit Farbe verunstaltet worden.



Auf Nachfrage erfuhr ich, dass die Betreiberfirma EON jungen Künstlern von www.art-efx.eu den Auftrag zur Gestaltung gegeben hat – nicht nur hier bei uns, sondern an vielen anderen Plätzen des Dahmelandes!
Mir wurde seitdem berichtet, dass es auch in Friedersdorf, Kablow, Pätz, Zernsdorf ... solche Kunstwerke jeweils mit landschaftlich passenden Motiven gibt, mit denen - nach so vielen Jahren geduldeter Hässlichkeit von „Trivialbauten“ - unsere Heimat wieder schöner und liebenswerter wird. So werben auch die Künstler in ihrer Netzseite zu recht: „Haben Sie Lust bekommen, die Tristesse aus ihrem Umfeld zu vertreiben? Dann melden Sie sich doch bei uns ...“

Ich, und viele andere, die ich kenne, wären sehr froh, wenn uns dieser schöne Anblick eine Weile erhalten bliebe und nicht wieder Gegenstand hässlicher Schmierereien wird, wie sie in Berlin und anderen Städten sogar an frisch renovierten Häusern und Geschäften immer mehr um sich greifen.
Diese wohl aus amerikanischen Slums stammende Unsitte wurde bekanntlich von politischen Parteien des linken Spektrums längere Zeit als „Ausdruck zeitgeistlicher Jugendkultur“ bezeichnet und damit gesellschaftsfähig gemacht.
Ich halte für dieses Phänomen eher zwei Sprichwörter zutreffend, die meine Mutter mich einst lehrte: „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“ und „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Fragt man sich jedoch tiefer „wem nutzt es?“, so fallen mir auch die Hersteller der Sprayfarben und ihr Profit ein ...
Es bleibt ja nicht beim Beschmieren – schon eine ganze Weile gehen diese „Kids“ auch auf das Zerkratzen von Scheiben aus, sodass man oft Mühe hat, aus einem Bus- oder Bahnfenster noch etwas zu sehen: Ein neuer „großartiger“ Trend ist: Beschmieren von Objekten aller Art (und besonders öffentlicher Verkehrsmittel) mit Flusssäure.
Die Geschichte lehrt uns: Die Gewalt gegen Sachen geht immer der Gewalt gegen Personen voran – denn man muss sich ja steigern können, um der Langeweile zu entgehen und sich den „Kick“ zu holen. Den Preis dafür, dieser Entwicklung nicht entgegengetreten zu sein, müssen wir alle bezahlen – fast täglich berichtet die Presse derzeit von Übergriffen von Jugendbanden auf Fahrgäste ...

Aber vielleicht sehe ich das alles zu schwarz, und bin nun Zeuge gegenteiliger Auffassungen: Wechselt vielleicht der berühmte „Zeitgeist“? Haben es inzwischen sehr viele Bürger satt, dass ganz wenige Dummköpfe, „Durchgeknallte“, Ideologen oder Geschäftemacher der großen Mehrheit der Menschen auf den Nerven rumtrampeln können?
Können auch Sprayer zur Besinnung kommen? Gibt es hier wenigstens einen „Ehrenkodex“, dass der eine mit seine „Tags“ des anderen Kunstwerk nicht übermalt?
Ich gebe die Hoffnung nicht auf!

Meine Schwiegertochter Beate, zuständig für den „Waldlehrpfad Frauensee“ am Märkischen Haus des Waldes, hat übrigens inzwischen am neugestalteten Trafo eine „Waldmännlein-Info“ mit einer Art Quiz eingerichtet: Zähle und erkenne die hier dargestellten Tiere der „Dubrow“ ...
Kommen Sie doch mal vorbei und schauen Sie es sich an !


Lydia Radestock, im Februar 2008

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