Unser Hofteich
Wenn ich von meinem Balkon aus nach Süden in Richtung Park schaue, sehe ich
unter mir einen kleinen Teich von etwa 7 m Durchmesser. Er wurde um das Jahr
2005 als Anlage zum Auffangen des von den Dächern unserer Wohnsiedlung
stammenden Regenwassers angelegt.
Als kürzlich einmal ein besonders starker Regenguss für Überschwemmung
sorgte, hat man ihn noch mit einem niedrigen Damm umgeben.
Am Teich-Ufer wachsen verschiedene Pflanzen – vor allem Gräser und Stauden.
Im Gewässer selbst gedeihen eine große Gruppe im Frühling weiß blühender
Seerosen und einige kleinere Wasserpflanzen, die mein Sohn, der Förster, um
2007 vom Frauensee mitbrachte, um unser vormalig reines „Nutzgewässer“ ein
wenig zu beleben.
Das abwechslungsreiche Geschehen auf und an diesem Tümpel bereitet allen
Bewohnern von Beginn an viel Freude – auch die Gehbehinderten unter uns
können hier vielfältige Natur und die Jahreszeiten erleben.
Was gibt es da alles zu sehen?
Im Wasser leben Goldfische, die irgendjemand immer wieder heimlich dort
einsetzt. Die Folge: oft versuchen Graureiher aus der benachbarten
Seenlandschaft, sich dieser begehrten, weil leicht zu erkennenden und
offenbar auch recht problemlos zu holenden, Beute zu bemächtigen. Sie stehen
dann lauernd am Ufer und warten auf ihre Chance. Mit den viel flinkeren und
tarnfarbenen Stichlingen oder Weißfischchen in den Naturgewässern der
Nachbarschaft hätten sie nicht so leichtes Spiel.
Sogar bei zugefrorenem Teich kommen diese Reiher, auf Löcher im Eis
spekulierend.
Natürlich leben hier auch Frösche und Kröten. Sie
veranstalten besonders im Frühjahr und Frühsommer mit ihren Quaktönen
nächtens manches Konzert und machen sich damit bei den Anwohnern unbeliebt.
Ich habe dann Glück – mein Schlafzimmerfenster ist auf die andere Seite,
also nordwärts, ausgerichtet.
Aber was solls: die Töne sollte man ertragen können – sie gehören, wie der
Amselgesang, der aus dem nahen Park herüber klingt, mit zur Natur.
Fische und Lurche gleichermaßen mache Jagd auf zahlreiche Insektenarten am
und im Teich, unter denen im Hochsommer die farbenprächtigen Libellen
besonders auffallen.
Im Sommer fliegen verschiedene Vögel - Amseln, Ringeltauben, Elstern,
Krähen, Raben Meisen, Finken, Sperlinge … - meist zu ganz bestimmten Zeiten
(früh und abends) an, um hier zu trinken oder badend ihre Gefieder zu
säubern. Es geht dies alles ohne Streit und der Reihe nach zu.
Auch zwei Entenpärchen kommen vom nahen Kanal durch eine Öffnung im
Gartenzaun fast jeden Tag herüber, um bei uns zu baden oder sich auszuruhen.
Vor- oder nachher betteln sie bei den Anwohnern der unteren
Etagen um Brotkrumen.
Einmal kam sogar eine Entenmutter, um uns ihre 9 Küken zu zeigen.
Sie trippelte an der Spitze der wuschligen Entenkinder zu unserer Freude
stundenlang durch den Garten.
Ich nehme an, durch unsere „Ortslage“ fühlen sich all diese gefiederten
Gäste am gebäudeumgebenen „ASB-Tümpel“ sicherer als an den benachbarten
„wilden“ Gewässern, wo Beutegreifer wie Füchse, Marder, Hunde, Katzen … auf
sie lauern.
Nur vor Habichten oder Sperbern müssen diese Vögel natürlich auch auf
unserem Hof auf der Hut sein.
In diesem Jahr gab es am 29. Oktober das erste Eis auf dem Hofteich, und am
15. November bei minus 7 Grad spiegelte der Teich den ganzen Tag über erneut
eisig, glitzerte in der Sonne …
Der Winter kommt – mein 89er.Was wird das kommende Jahr bringen?
Fest steht: so lange ich auch an den (solchen!) kleinen Dinge des Lebens
teilhaben und im Einklang mit der Natur leben kann, freue ich mich meines
Daseins. Und sage Euch: das Leben ist schön!
Lydia Radestock, im November 2012 |